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Inflation des Weltkulturerbes – Bewerbung der industriellen Kulturlandschaft an der Ruhr

Müngstener Brücke mit Blick auf Haus Müngsten im Brückenpark an der Wupper
Müngstener Brücke mit Blick auf Haus Müngsten im Brückenpark an der Wupper

Weltkulturerbe der UNESCO zu sein, ist eine besondere Auszeichnung. Auch für die Entwicklung des Tourismus ist das hilfreich. Eine Aufnahme in die Liste des kulturellen Erbes der Menschheit verspricht zusätzliche Aufmerksamkeit, mehr Touristen und mehr Einnahmen. Es sind schon us-amerikanische Touristen gesichtet worden, die systematisch die Objekte der Welterbeliste bereisen und sich ihren Besuch mit einem Stempel bestätigen lassen. In der Metropole Ruhr steht mit der Zeche Zollverein ein solches Objekt. Jetzt soll die zugehörige Route der Industriekultur und damit die industriekulturellen Landschaft der Ruhr-Metropole in Gänze aufgenommen werden.

Müngstener Brücke mit Blick auf Haus Müngsten im Brückenpark an der Wupper

Diesmal nicht unter den Bewerbern als UNESCO-Weltkulturerbe: Müngstener Brücke mit Blick auf Haus Müngsten im Brückenpark an der Wupper

Die Idee ist konsequent. Zollverein ist ein Punkt in der räumlichen Struktur der der einst montanindustriell geprägt Städteregion. Allein die großen Ankerpunkte der Route der Industriekultur (RIK) beschreiben schon den Zusammenhang zwischen Punkten: Zeche, Kokerei, Halde, Hafen, Eisenbahn, Stahlwerk. Dem Weg der Kohle zu folgen, ist das Leitmotiv einer Führung durch die Zeche Zollverein. Es ist eine Metapher für einen industriekulturell orientierten Besuch des alten Ruhrgebiets.
Dass die Idee nicht ganz falsch sein kann, belegen Übernahmen des Konzeptes in Polen und der Ukraine, ja als Europäische Route der Industriekultur. Das Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 hat der touristischen Vermarktung Jenseits der Grenzen der Region einen Schub gegeben. Diesen gilt es zu verstetigen. Dabei hilft diese Bewerbung und ggf. die Auszeichnung.

Inflation der Exklusivität
Mit der Bewerbung der Region dürfte nicht gezögert werden. Das gilt für alle, die die Auszeichnung begehren. Die Liste des Weltkulturerbes lebt von ihrer Exklusivität, die Positionen auf der Liste sind ein knappes Gut. Jeder will auf die Liste, um den oben genannten Profit zu haben. Mit jedem weiteren Objekt auf der Liste nimmt der Grenznutzen ab, ja der Nutzen für alle nimmt ab. Die Liste droht, irgendwann nicht mehr Exklusivität zu suggerieren sondern allenfalls Standard. Allein in NRW haben sich 9 Objekte neu zur Aufnahme beworben. Den Vorschlag des Landes Nordrhein-Westfalen hat eine akademisch besetzte Jury vorentschieden, die Landesregierung das Ergebnis bestätigt. (siehe auch Informationsdienst Ruhr vom 30.06.2012)

Netzwerke sind en vogue
Auch die 2012er Auswahl-Jury hat dies bemerkt. Sie empfiehlt vielen am Ende doch nicht akzeptierten Bewerbern, zum Beispiel zur Müngstener Brücke, sich als Netzwerk mit ähnlichen Objekten und nicht als Solitär zu bewerben. Dahinter steht das Kalkül, wie die Gremien der UNESCO überzeugt werden können. Ein Grund mehr sich als Kulturlandschaft zu bewerben.

Die Enttäuschten und die Neider
Kritik gibt es an dieser Bewerbung. Stefan Laurin lehnt in seinen Ruhrbaronen wie Ulrich Horn’s Post die Zukunft des Ruhrgebiets als Museum ab. Die Kritik geht aber fehl. Nicht die Bewerbung ist falsch, sondern das Fehlen anderer, weiterer Visionen für die Metropole Ruhr. Die touristische Entwicklung der Region ist nur ein kleiner Baustein, kann es auch nur sein. Wer das ablehnt, droht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wenn der große Baustein fehlt, dann ist doch nicht der kleine falsch.
Was dem einen zu wenig ist, ist dem anderen jedoch zu viel. Der CDU-Bundestagesabgeordnete Jürgen Hardt aus Solingen, dort wo im Bergischen Städtedreieck die Müngstener Brücke steht, erklärt enttäuscht: „… zu viel Ruhrgebiet!“ Und es folgt die Leier der CDU-Verbände in ländlich geprägten Regionen, dass eine SPD-geführte Landesregierung einseitig das Ruhrgebiet fördere. Ich wünscht es wäre so, denn oft muss ich u. a. in diesem Blog feststellen, dass das wider Erwarten oder Verlautetem nicht so ist. Wie laut müsste das Rufen eines Jürgen Hardt MdB aus dem Bergischen Land herüberschallen ins Ruhrgebiet, wenn sich die Landesregierung um einen großen Baustein bemühen würde?

Der industriekulturellen Landschaft der Metropole Ruhr sei Erfolg beschieden bei der Bewerbung als Weltkulturerbe. Die Metropole würde es helfen. Den Solingern sei geraten, einmal über den Tellerrand zu blicken. Zur Müngstener Brücke und dem mit Subventionen errichteten Brückenpark unterhalb am Wupperstrand passende Kooperationspartner finden sich nicht erst in Paris.

Ich hab den Brückenpark zuletzt im Mai besucht. Es lohnt sich.

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