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Ehemalige Bochumerin jüdischen Glaubens Hannah Deutch wird 100 Jahre alt – Gratulationen von einer breiten Bochumer Gemeinschaft gehen nach New York

Die ehemalige Bochumerin Hannah Deutch gehörte zu der Gruppe ehemaliger Bochumer und Wattenscheider Jüdinnen und Juden, die 1995 die offizielle Einladung der Stadt Bochum zu einem Besuch ihrer ehemaligen Heimatstadt annahmen. Und das, obwohl sie Bochum verlassen mussten, um dem NS-Regime zu entkommen.

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Die ehemalige Bochumerin Hannah Deutch gehörte zu der Gruppe ehemaliger Bochumer und Wattenscheider Jüdinnen und Juden, die 1995 die offizielle Einladung der Stadt Bochum zu einem Besuch ihrer ehemaligen Heimatstadt annahmen. Und das, obwohl sie Bochum verlassen mussten, um dem NS-Regime zu entkommen. Am 3. Juli wird Hannah Deutch 100 Jahre alt. Eine breite Gemeinschaft aus Bochum gratulierte der ehemaligen Bochumerin und dankte ihr für ihre Versöhnlichkeit und ihren Einsatz gegen das Vergessen.

Frau Dr. Ingrid Wölk, ehemalige Leiterin des Stadtarchivs, Hildegard Jäger, ehemalige Lehrerin am Gymnasium am Ostring, wo Hannah Deutch u. a. den Schülerinnen und Schülern von ihrem Schicksal berichtet hat, Dr. Manfred Keller, ehemaliger Leiter der Evangelischen Stadtakademie, der inzwischen leider verstorbene Dr. Hubert Schneider von der Initiative „Erinnern für die Zukunft“, Freundinnen und Freunde, die über all die Jahre Kontakt mit Hannah Deutch gehalten haben, wie der ehemalige Bochumer Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber, die Jüdische Gemeinde Bochum und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch sendeten ihre Glückwünsche nach New York, wo Hannah Deutch seit 1963 lebt.

Hannah Deutch kam im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Bochum. Nach eigenen Angaben verbindet sie glückliche Kindheits-Erinnerungen mit Bochum: Musikanten im Stadtpark, Schlittschuhlaufen auf dem Stadtpark-Teich, Rollschuhfahren auf dem Rathaus-Vorplatz, Paternosterfahren im Rathaus. Nach Kindergarten und jüdischer Schule wechselte sie auf das Freiherr-vom-Stein-Lyzeum – bis 1937, als die Schule sich für „judenrein“ erklärte.

Das Novemberpogrom 1938 erlebte Hannah Deutch hautnah mit. Ihre Wohnung in der Luisenstraße lag in unmittelbarer Nähe der brennenden Synagoge. Ihr Zimmer sei „hell wie Sonnenschein“ gewesen. Anfang Februar 1939 entkam sie mit einem Kindertransport nach England. Mit 16 war sie eigentlich schon zu alt dafür. Eine Verwandte, die die Möglichkeit dazu hatte, hatte sie auf eine Liste gesetzt. In England baute sie sich ein neues Leben auf. 1962 emigrierte sie nach New York.

Nach ihrem ersten Besuch 1995 kehrte Hannah Deutch zu zwei weiteren nach Bochum zurück. Bis ins hohe Alter hinein blieb sie aktiv und begriff es als ihre Aufgabe, über den Holocaust zu berichten, auch und besonders in Schulen. Durch ihre Erzählungen verbreiterte sie das Wissen über die alte jüdische Gemeinde Bochums. Sie brachte Fotos mit, die das Bochumer Stadtarchiv mit ihrer Erlaubnis duplizieren konnte. Und sie hatte ihr Poesiealbum dabei, das sie hütete wie einen Schatz. Sie half bei der Identifizierung von auf Gruppenfotos abgebildeten jüdischen Kindern und Jugendlichen. So konnten vielen bisher Unbekannten ihre Namen zugeordnet werden.

„Bei den Begegnungen in Schulen, die Bestandteil von allen drei Besuchen waren, konnten viele junge Menschen in Bochum an den lebendig geschilderten Erinnerungen teilhaben. Dadurch verbreiterte sich zugleich auch das Wissen über die alte, vor der NS-Zeit sehr angesehene Jüdische Gemeinde Bochums. Diejenigen, die das Glück hatten, dabei zu sein, werden diese Begegnungen nicht vergessen. Insbesondere die jungen Bochumerinnen und Bochumer haben gefühlt und verstanden, dass sie mit einer Frau sprechen konnten, die ihnen offen und ohne Vorbehalt Auskunft über ihr eigenes Leben in guten wie in schlechten Zeiten gab. Und die auch noch glückliche Erinnerungen mit der Stadt ihrer Kindheit verbindet.“ – Dr. Hubert Schneider, Hildegard Jäger, Dr. Ingrid Wölk und Dr. Manfred Keller

„Ich danke Ihnen dafür, dass Sie uns Bochumerinnen und Bochumern trotz Ihrer leidvollen Erfahrungen während der NS-Zeit die Hand zur Versöhnung gereicht haben. Als junges Mädchen haben Sie die Bochumer Synagoge brennen sehen. Sie mussten Ihre Heimat verlassen, um dem Nazi-Terror zu entkommen. Und Sie haben Menschen verloren, die Ihnen nahestanden. Dennoch haben Sie 1995 die Einladung der Stadt Bochum angenommen und sind an die Orte Ihrer Kindheit zurückgekehrt.“  – Oberbürgermeister Thomas Eiskirch

Quelle: Pressestelle der Stadt Bochum

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