Die Interessengemeinschaft Grummer Teiche begleitet seit längerer Zeit kritisch, von der Bochumer Stadtverwaltung geplante Baumaßnahmen rund um eben diese Grummer Teiche. Dieser Blog berichtete öfter dazu. Einiges der Stadt Bochum wurde als ideologisch verleitet identifziert, als falsch verstandener Umweltschutz und schlicht unsinnig. Jetzt greift die IG Grummer Teiche die Trassenführung eines Radweg auf. Folgender Beitrag ging dazu ein:
Geplanter Radweg durch den Wald ist gefährlich
Der RVR (Regionalverband Ruhr) will über einen kurvige und steilen Waldweg einen asphaltierten Fuß-/Radweg neu bauen lassen. Bislang ist dort ein enger Hohlweg zwischen der Kleingartenanlage und dem Waldsaum, der teils kaum breiter als 1 Meter und sehr steil ist. Auf einem längeren und sehr kurvigen Abschnitt hat der Waldweg eine Steigung von 12%, teils bis zu 16%. Das ist weit steiler als es die üblichen Empfehlungen für den Bau von Radwegen als Maximalwerte vorgeben. Die Interessengemeinschaft Grummer Teiche hält diese Streckenführung durch den Hohlweg für überflüssig und gefährlich für Fußgänger und Radfahrer, die sich den Weg künftig teilen müssten. Statt dessen haben die engagierten Anwohner eine alternative Route vorgeschlagen, die bereits heute besteht, asphaltiert und beleuchtet ist: die alte Trasse der Böckenberg- und weiter über die verkehrsberuhigte Ederstraße (30km/h).
ADFC: Radweg „absolut nicht geeignet“
Die IG Grummer Teiche hat auch externen Sachverstand, wie durch den Fahrradclub ADFC Bochum, eingeholt. Die Radfahrerorganisation sieht in der geplanten Trasse große Gefahren und hält die vorgeschlagene Alternativstrecke für eine deutlich bessere Lösung, die zudem kostensparend sei, da sie über vorhandene Wege führt. Die Vorsitzende Gerlinde Ginzel urteilt nach einer Besichtigung im Juni 2020 eindeutig: Der Hohlweg sei für einen Radweg „absolut nicht geeignet“. Er sei „viel zu eng nach dem Empfehlungen für Radwege“. Warum der RVR an dieser Planung festhält und sich nicht für die von der IG Grummer Teiche ausgearbeitete Alternativstrecke interessiert, ist nicht verständlich und wird nicht nachvollziehbar begründet.
Kritikpunkte der Interessengemeinschaft Grummer Teiche:
- Der schmale Hohlweg hat im gesamten Verlauf ein erhebliches Gefälle und unübersichtliche Kurven. Die bedeutet eine erhebliche Gefahr für Radfahrer und Fußgänger mit Kindern, Kinderwagen und Hunden. Über den Weg läuft zudem ein überregional ausgeschildeter Wanderweg.
- Beton-Asphalt führt durch Laub im Herbst und Reifglätte im Winter eher zu Unfällen und im Sommer zur zusätzlichen Aufheizung statt Kühlung durch den Wald.
- Der Hohlweg ist so schmal, dass Fußgänger und/oder Radfahrer einander nicht ausweichen können.
- Ähnliche ungelöste Konflikte gibt es bereits am Fuß/Radweg Springorum im Bochumer Süden
- Der Baum- und Strauchbestand lässt eine notwendige Mindestbreite nicht zu. Befürchtet wird, dass Abholzung droht, obwohl der RVR dies verneint.
- Der Wegeaufbau (Fahrweg für Wartungsfahrzeuge) greifen in Wurzelbereiche der Bäume ein. Führt zu einer Schädigung der Bäume bis hin zu dadurch erforderlichen Fällungen.
- Eine Beton-Asphalt-Decke bedeutet zusätzlich eine Regenwasserführung seitlich des Weges und damit weitere Eingriffe in die Wurzelbereiche.
- Das Feuchtbiotop am unteren Ende des Weges wird ebenfalls beeinträchtigt.
- Hohes Gefährdungs- und Haftungspotenzial bei Personen-Unfällen durch Planung des RVR
- Die Alternativtrasse der IG Grummer Teiche wurde vom RVR mit wenig plausiblen Begründungen als Ganzes verworfen und abgelehnt. Kein Entgegenkommen erkennbar.
- Nach einem Jahr Dialog mit der Planungsbehörde RVR hat sie trotz mehrfacher Aufforderung keine Ausführungspläne vorgelegt, aus denen man die geplanten Bauarbeiten erkennen könnte.
- Es gab keine Bürgerbeteiligung und erst dann eine öffentliche Information, als alles geplant war.
Grummer Teiche sind Schutzzone gegen Klimakrise
Die Ausbaupläne mit einer breiten Asphalttrasse bedeuten weitere gravierende Nachteile für den Bochumer Norden. Das ausgedehnte Feuchtgebiet entlang des Grummer Baches ist eine Oase im Bochumer Nord-Osten. Das sogenannte Grumbecktal ist wichtig für die Frischluftentstehung und für die Naherholung von tausenden Bochumern und Bochumerinnen. In Folge der Klimaerwärmung kommt ihm eine immer größere Bedeutung als kühlender Feuchtigkeitsspender des Ortsklimas der benachbarten Stadtteile mit 50.000 Einwohnern zu. Im heißen Sommer ist es dort oft mehr als 3 °C kühler als in den benachbarten Straßen. Die Grummer Teiche in Bochum müssen als Schutzgebiet gegen die Klimakrise gesichert werden. Das ist das Ziel der neu gegründeten Interessengemeinschaft Grummer Teiche, die auf Initiative von Anwohnern und Anwohnerinnen 2019 ins Leben gerufen wurde. Das bewaldete Feuchtgebiet sollte daher eine besondere Aufmerksamkeit bei der Bekämpfung des am 6. Juni 2019 vom Rat der Stadt Bochum ausgerufenen Klimanotstandes bekommen, fordert die IG. Mehr Versickerung von Regenwasser über die Gärten und Freiflächen der angrenzenden Wohnhäuser würde die Klimafunktion des Tals stärken und muss gefördert werden. Seit 2019 engagiert sich die Interessengemeinschaft „Grummer Teiche“ für den Erhalt der Kulturlandschaft, für die Naherholungsfunktion des Gebiets und die klimastabilisierende Wirkung des Grünzugs. Nachdem Pläne der Stadt Bochum zur Neugestaltung des Gebietes bekannt wurden, hat sie die Öffentlichkeit über die Folgen informiert. In zahlreichen Treffen wurden Maßnahmen entwickelt. Dafür hat sich die Interessengemeinschaft auch Sachverstand von Fachleuten aus dem Klima- und Umweltschutz, Radfahrverbänden, Landschaftsplanung und Bürgerbeteiligung eingeholt. Zusammen mit dem Tiefbauamt wurden gemeinsam Löungen erarbeitet. Mit dem RVR wird versucht, eine Einigung auf einen sinnvollen Kompromiss zu erzielen.