„Im Schauspielhaus feiert Friedrich Dürrenmatts moderner Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ am 30. April in der Regie von Anselm Weber Premiere. In der Rolle der großen Rächerin, die als Katalysator für die allgemeine Käuflichkeit wirkt, steht als Gast Mechthild Großmann auf der Bühne des Schauspielhauses.“ (Pressebrief)
Die Inszenierung, Bühnenbild und Schauspieler überzeugten. Es war eine tolle Premiere am Donnerstagabend im Schauspielhaus Bochum. Gute Unterhaltung mit einer Tragikkömödie, in der die Leistung insbesondere auf Mechthilds Großmanns Darstellung der Alten Damen beruht. Das Stück feierte Premiere wenige Tage, nachdem Intendant Anselm Weber erklärt hatte, nach der Spielzeit 2016/17 an das Schauspiel Frankfurt zu wechseln. Und das heiß auch weg von einem Schauspielhaus in Bochum, dass in finanzielle Schieflage geraten war. Zufall, dass die Erklärung des geplanten, wenn auch noch zustimmungspflichtigen, Wechsel kurz vor diese Premiere fällt. Das Rahmengeschehen verführt dazu, paralleln zur Handlung zu ziehen.
Sparen, Sparen, Sparen
Da klagt der Lehrer in „Der Besuch der Alten Dame“ über das andauernde Sparen, Sparen, Sparen. Das schweift der der Blick natürlich auf das Bühnebild. Sie sind in Bochum oft karg, als sei die American Drama Group mit Minimalrequisite unterwegs. Hinten im leeren Raum, gehören getünchte Backsteinwände und einsehbare Bühnentechnik zum Bühnenbild. Not macht erfinderisch? Wie klingt das Klagen des Lehrers nach einem Klagen über die finanziellen Engpässe und marode Bausubstanz. Dann ist auch schnell das Klagen über den Verlust europäischer Werte ein Klagen über Verlust an Kultur. Was wird hier mit Ill geopfert? Die Kultur, das Theater, die Werte? Ziehen wir den Konsum auch in öffentlichen Haushalten der Kultur vor?
Schluss damit. Die Aufführung des modernen Klassikers lebt der von der schauspielerischen Leistung des Ensembles. Die Zuschauer sind in das Stück einbezogen. Sollen wir aufzeigen bei der Abstimmung der Gemeindeversammlung über die Stiftung, die Ills Tod bedeutet? Anselm Weber klagt uns als Zuschauer auch der Korruption an. Was wäre, wenn wirklich einer aufzeigte? Es tut keiner. So opfern auch wir Ill. Und die Kultur.
Könnten die geschlossenen Wagner-Werke eine Analogie zu den in Abbruch befindlichen Opel-Werken sein?
Fotos: Thomas Aurin, Schauspielhaus Bochum

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