Letzen Mittwoch verabschiedete der Ausschuss für Kultur und Sport des Regionalverbands Ruhr den ‚Masterplan Kulturmetropole Ruhr‘, der von einem Lenkungskreis aus Politik und Verwaltung zusammen mit der Wiener invent GmbH, entwickelt worden ist. Das Ergebnis ist wieder einmal viel Papier, wie das auch bereits andere Werke zur Kulturszene sind, z.B. der Perspektivplan I und II für die Kulturmetropole Ruhr. Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr ist auch so ein Brikett, kennt aber auch eine 24seitige Kurzfassung. Diese habe ich mir nochmal angeschaut, nachdem ich die Kapitel zu den einzelnen Kompentenzfelder schon vor Wochen gelesen hatte.
Insgesamt finde ich das Konzept gut. Allein schon die Aufmachung hebt sich von den letzten Schinken ab. Mit der Bemerkung handel ich mir bereits den Vorwurf ein, dass es natürlich darauf ankommt, was da verpackt wurde. Und da gefällt mir der nicht rein deskriptive Ansatz, sondern der Anspruch, für eine Kooperation nach 2010 zu arbeiten – also dem Jahr der Kulturhauptstadt.
Für die 53 kulturell engagierten Städte stellt sich die Frage, ob sie in den Zeiten nach der Kulturhauptstadt wieder weitgehend getrennte Wege gehen wollen, oder ob sie sich mit dem Schwung der Kulturhauptstadt gemeinsam als Kulturmetropole neuen Typs dauerhaft neben den etablierten Kultur- und Wirtschaftsmetropole Deutschlands und Europas etablieren wollen. (S.2)
Der Masterplan bejaht diese Kooperation und ist meiner Einschätzung für eine europäische Kulturhauptstadt etwas einzigartiges, denn hier macht sich eine Kulturhauptstadt bereits gedanken, wie es nach dem Hauptstadtjahr weitergeht. Da das Kulturhauptstadt Ruhr.2010 immer als Instrument der Metropolenwerdung gedacht war, lag das auch näher als bei anderen Kulturhauptstädten.
Der Masterplan entwickelt Kompetenzfelder der Kulturmetropole Ruhr und Funktionsbereiche einer Kulturmetropole Ruhr GmbH, in denen diese die Kulturmetropole voranbringen soll. Auf diese inhaltliche Arbeit will ich hier nicht eingehen.
Der Masterplan soll aufzeigen, wie sich die Städtelandschaft des Ruhrgebiets im Kreise europäischer Kulturmetropole vorteilhaft positionieren kann und dabei ihre kulturellen Möglichkeitsräume ausweiten kann. (S.3)
Besonders hebe ich hervor, dass für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr auch eine regionale Trägerschaft von Kultureinrichtungen vorangetrieben wird. Dies knüpft an den Gedanken der Metropolenwerdung, grüne Ansätze eines Kulturfonds Ruhr und Vorschläge für die Kulturpolitik des Landes Nordrhein-Westalen an – Stichwort: Staatstheater. Bei der CDU wird darüber auch diskutiert, wieweit eine regionale Trägerschaft – insbesondere durch den RVR – angestrebt wird. Im Masterplan heißt es dazu:
Die Kulturmetropole Ruhr GmbH kann sich bei Bedarf an für die Kulturmetropole Ruhr besonders wichtigen Einrichtungen, Festivals, Ereignissen und Veranstaltugnen auch direkt beteiligen und so deren Realisierung oder Erhaltung in qualitativer Form sichern. (S.21)
Jetzt hat der Masterplan aber einen gewaltigen Haken, der in seiner Diskussion hoffentlich noch gelöst werden kann, sonst bleibt’s ein Brikett: Der Masterplan und eine regionale Trägerschaft benötigt Geld und als Geldgeber wird meines Erachtens einseitig das Land gesehen:
Ab 2013 sollen jährlich 20 Mio. Euro für die Umsetzung der Metropolenstrategie und eine adäquate Nachfolgeveranstaltung für die Kulturhauptstadt investiert werden. […]
Orientiert an anderen Kulturraummodellen sollen 30% der Mittel durch die Ruhrstädte, 60% durch das Land Nordrhein-Westfalen und 10% durch private Partner für die Förderung und Dynamsiierung des Kutlur-, Kunst- und Kreativwirtschaftsgeschehens der werdenden Kulturmetropole Ruhr aufgebracht werden. (S.22)
Und das kann ich mir in 2011, wenn der Etat bereits 10 Mio. Euro betragen soll, nur schwer in dem Umfang vorstellen. Zum einen wird 2011 das Jahr mit dem Kater nach der Kulturhauptstadt werden. Selbst wenn auf große Feuerwerke verzichtet wurde, wird ja mit Besucherzentren und der Zukunft des einen oder anderen Projektes umzugehen sein. „Umzugehen“ bedeutet auch, die Finanzierung und Trägerschaft dauerhaft zu klären oder das Projekt einzustellen. Erschwerend wird noch hinzukommen, dass Projekte, die seitens des Landes gefördert werden, in 2010 auch weiterfinanziert werden müssen. So muss die weitere Finanzierung von Projekten wie der Nacht der Industriekultur „Extraschicht“ und der Ruhrtriennale geklärt werden oder diese Projekten müssen auslaufen. Alleine werde sie sich meiner Erwartung nicht tragen. 2011f wird also ein Zeitraum, in dem der jetzige status quo erst einmal erhalten werden muss. Etwas draufzulegen wird schwer, insbesondere wenn vom gleichen Fördergeber mehr erwartet wird.
Jetzt will ich aber nicht nur schwarz malen. Vielleicht lassen sich ja gerade Projekte wie Triennale und Extrachschicht in eine Trägerschaft einer Kulturmetropole Ruhr Gmbh überführen. Warum auch immer das dann nicht die Kulturabteilung des Regionalverbands Ruhr sein soll. Aber die Diskussion der Zusammenarbeit und Mobilisierung finanzieller Ressourcen sollte sich zunächst nicht mit der Frage der Trägerschaft belasten. Die Diskussion über den Masterplan benötigt eh einen langen Atem, da sie die Kommunalwahlen in 2009 und die Landtagswahlen 2010 erst einmal überleben muss. Im Sommer 2010 wird sich zeigen, ob der Masterplan zu einem gemeinsamen Kontrakt der Metropole Ruhr geführt hat oder nur noch Heizwert hat. Vielleicht sorgt das Kulturhauptstadtjahr auch für den nötigen Schub zur Realisierung des Masterplans und seiner Finanzierung. Bisher hinkt das gute Konzept an dieser Stelle erheblich.