Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im August geht es um die Preisliste der Städtischen Badeanstalt Wattenscheid von 1928
(Interessierte können sie auch im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter http://www.bochum.de/stadtarchiv.)
Im August 1912 beschloss die Wattenscheider Stadtverordneten-Versammlung den Bau eines Volksbades mit einer Turnhalle, welches in der damaligen Kaiserstraße (heute Graf-Adolf-Straße) in unmittelbarer Nähe der kurz zuvor erbauten Hohenzollernschule (die spätere Pestalozzi-Schule) errichtet wurde. Von der Einrichtung eines Schwimmbeckens sah man aus Kostengründen der Unterhaltung ab. Bereits im Juli 1913 fand die feierliche Eröffnung des neuen „Kaiser-Wilhelm-Bad“ statt, das sich dem Verwaltungsbericht der Stadt zufolge „großer Beliebtheit erfreut und von weiten Kreisen der Bevölkerung als eine Quelle der körperlichen und geistigen Gesundung erkannt ist“.
Die hier gezeigte Preisliste des Volksbades ist Ergebnis einer Diskussion der Stadtverwaltung über die Regelung der Öffnungszeiten und einem Preisvergleich mit den städtischen Badeanstalten der angrenzenden Gemeinden Bochum und Gelsenkirchen. Am 17. Juni 1927 erscheint im „Volkswillen“ ein Artikel zur Wattenscheider Badeanstalt, in dem die geringe Auslastung, die fehlende Werbung sowie die auf drei Tage beschränkten Öffnungszeiten kritisiert werden. Demzufolge sei darin der Grund zu sehen, dass „viele Bewohner erfahrungsgemäß nicht die hiesige städtische Badeanstalt besuchen, sondern diejenigen benachbarter Großstädte, die ständig geöffnet haben“.
Wie auf der Preisliste zu sehen ist, nahm man sich dieser Kritik an und öffnete die Badeanstalt fortan täglich. Neben der einfachen Körperreinigung mit Hilfe von Brause- und Wannenbädern, konnten zusätzlich Heilbäder und -anwendungen wie Schwefel-, Licht- und Dampfbäder sowie Massagen in Anspruch genommen werden. Letztere blieben aufgrund der höheren Preise für die ansässige Arbeiterschaft vermutlich die Ausnahmen. Der Stundenlohn eines ungelernten Arbeiters in der Industrie lag bei rund 48 bis 60 Pfennigen, der eines gelernten Arbeiters etwas höher bei bis zu 87 Pfennigen (1925). Wie heutzutage, musste auch damals auf die Aufenthaltsdauer geachtet werden, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Durch einen Beschluss der Bezirksvertretung vom September 1996 wurden die Pestalozzi-Schule, das Stadtbad und die Turnhalle schließlich im Sommer 1999 aufgrund des schlechten Bauzustandes und Unwirtschaftlichkeit der Gebäude abgerissen.
Quelle und Bildrechte: Pressestelle der Stadt Bochum