Während Wladimir Putin seine Militärparade zum 9. Mai plant, sind in Russland Demonstrationen gegen den Angriffskrieg in der Ukraine strengstens verboten. Menschen, die friedlich protestieren wollen, müssen mit harten Strafen rechnen. Die in Russland gegründete und dort verfolgte Menschenrechtsorganisation MEMORIAL wählt deshalb einen ungewöhnlichen Weg, um den Protest dennoch zu ermöglichen. Auf der Website redsquareprotest.org lädt MEMORIAL Menschen aus Russland und der ganzen Welt auf den ersten virtuellen Roten Platz zu einer gemeinsamen digitalen Demonstration ein.
„Kommt auf diesen Roten Platz!“: Ziel sind eine Million digitale Demonstrierende
Mit einem Klick können Teilnehmende auf dem digitalisierten Roten Platz einen Avatar erstellen und sich der stetig wachsenden Zahl an Protestierenden anschließen. Ziel ist es, mindestens eine Million Menschen auf dem zentralen Ort im digitalen Moskau zu versammeln – ohne dass Putin und sein Regime dies verhindern können.
„Aus Angst vor Verfolgung trauen sich viele Menschen in Russland nicht zu protestieren. Darum schaffen wir diese digitale Alternative und rufen dazu auf: Kommt auf diesen Roten Platz und stellt Euch gegen den Krieg und setzt ein Zeichen gegen die Propagandashow des Kremls“, sagt Dr. Anke Giesen, Vorstandsmitglied von MEMORIAL International und MEMORIAL Deutschland.
MEMORIAL-Mitgründerinnen Swetlana Gannuschkina und Irina Scherbakowa sind die ersten Demonstrantinnen
Zwei prominente Gesichter von MEMORIAL starten mit ihren Avataren die Aktion auf dem Roten Platz: Irina Scherbakowa und Swetlana Gannuschkina, beide mehrfach ausgezeichnet für ihr Engagement, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Alternativen Friedensnobelpreis. Ihre digitalen Zwillinge halten ein Protestschild in die Luft und laden so die Welt ein, sich der digitalen Demonstration anzuschließen.
Den symbolischen Ort hat MEMORIAL hierfür ganz bewusst gewählt: Auf dem Roten Platz wurde schon 1968 gegen den Einmarsch in die Tschechoslowakei protestiert. „Viele unserer Mitglieder haben immer wieder trotz aller Risiken in Moskaus Zentrum demonstriert – und mussten dafür mit Verhaftung, Verfolgung und hohen Geldstrafen bezahlen oder ins Exil gehen. Eine freie Meinungsäußerung ist in Russland de facto nicht mehr möglich. Auch darauf möchten wir mit dieser Aktion hinweisen“, so Scherbakowa, die sich aufgrund der aktuellen Situation außerhalb Russlands aufhält.
Die 80-jährige Swetlana Gannuschkina lebt hingegen nach wie vor in Moskau. In diesem Jahr wurde sie bereits mehrfach bei dem Versuch, an Protestaktionen auf dem Roten Platz teilzunehmen, festgenommen.
Spenden gesucht für die Arbeit von MEMORIAL im Exil
Der Hauptsitz von MEMORIAL in Russland ist inzwischen in seiner Existenz bedroht. Die Menschrechtsorganisation befindet sich aktuell in Zwangsliquidation. Ende vergangenen Jahres urteilte das Oberste Gericht Russlands, dass die Dachorganisation inklusive ihren Regionalorganisationen verboten wird. Um die Arbeit auch außerhalb Russlands fortzusetzen, ist ein MEMORIAL-Dokumentationszentrum in Berlin geplant. Hierfür besteht auf der Website der Aktion die Möglichkeit zu spenden.
MEMORIAL – eine mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Organisation Zu Memorial International gehören mehr als 80 dezentral agierende regionale Menschenrechtsorganisationen in Russland. Die Organisation hat sich zur Aufgabe gemacht, politische Gewaltherrschaft zu untersuchen und für das Einhalten der Menschenrechte sowie die soziale Fürsorge für die Überlebenden des sowjetischen Arbeitslagersystems einzutreten. Für ihr Engagement wurde die im Januar 1989 gegründete Organisation mit vielen Auszeichnungen gewürdigt. 2004 erhielt sie den alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award).
Quelle und Bildrechte: MEMORIAL Deutschland e.V.
fredric kroll
8. Mai 2022 at 23:03
Wir müssen ALLE mit vereinten Kräften alles Menschenmö gliche tun, um diesen gottverdammten Krieg zu beenden.