Es läuft ja gerade so eine Bewerbungsrunde – jeder gegen jeden – um den Standort für eine neue Tatort-Reihe aus dem Ruhrgebiet. Aufgebracht wurde die Diskussion von der neuen WDR-Intendantin Monika Piel. Ganz Schlaue sehen als Nachfolger sogar Ruhr, ohne dass eine Stadt genannt wird. Das würde dann bildlich mit Zollverein zu realisieren sein, so dass am meisten Essen profitieren würde. Warum auch nicht? Aber auch Herne, Bochum und Dortmund drängeln sich nach der Tatort-Würde, sogar mit Vorschlägen für die Besetzung der Rolle des Kommisars. Duisburg durfte zu eng noch mit Schimanski verbunden sein, wie ich hoffe, dass Toto und Harry keinen Imageschaden bewirken.
Was auffällt, ist, dass nur die großen, kreisfreien Städte konkurrieren. Warum eigentlich? Von den 53 Gemeinden in Ruhr sind 42 kreisangehörige Gemeinden. Die Städte sind natürlich kleiner, so dass die Drehbuchautoren mit den Örtlichkeiten etwas sparsamer und Städte übergreifender arbeiten müssten. Die Stadt sollte eine sein, die direkten einige kreisfreie Großstädte angrenzt.
Im Herzen Ruhrs
Eine Stadt halte ich dabei für besonders geeignet, denn sie vereinigt den Charme, in der Stadtmitte bereits ein typischer Stadtteil zu sein. Sie liegt zwischen Bochum, Essen und Gelsenkirchen: Wattenscheid. Der Kommissar müsste noch nicht einmal hier arbeiten, er könnte auch einfach hier wohnen, wie Der Fahnder in seine Kneipe gehen und Fan der SG Wattenscheid 09 sein. Auch Herne und Witten gehören zur Kreispolizeibehörde Witten.
Von der Größe nimmt Wattenscheid es mit kreisangehörigen Städten auf, ist allerdings ein Stadtbezirk wie Steele von Essen. Ruhrbaron Stefan Laurin stellte Wattenscheid erst im September 2010 in eine Reihe mit Herne und Marl, hat sie aber als Tatort-Standort übersehen.
Das klingt abwegig? Nein, Wattenscheid ist eine Stadt mit großer Krimitradition. In der Hellwegstadt wurde kein geringerer als James Bond geboren. So steht es in seiner Biographie. Wer’s nicht glaubt, der google mal nach James Bond und Wattenscheid oder schlage in der Wikipedia nach.
Also, stellvertretend für viele andere und aus Tradition: Tatort Wattenscheid!
Die Frage des Standorts des Tatort-Kommissar ist gar nicht so trivial. Kommt der Kommissar aus Überruhr, Werden, Lütgendortmund oder Buer, dann dürfte das ein anderer Charakter sein, als wenn er in Stiepel, Werden oder Mülheim haust. Es stellt sich die Frage, wer sich mit dem Kommissar identifizieren soll und welches Bild von Ruhr vermittelt werden soll. Für Schimmi sollen sie zuletzt den Dreck extra in die Straßen gekippt haben, damit Duisburg auch so aussah, wie sich Restdeutschland das so vorstellt.
Jens
8. Januar 2011 at 10:37
Nur mal zur Information: Wattenscheid *IST* Bochum.
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