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Der nukleare Ballast der Steag

Die Forderung der Grünen nach Kauf der Energiesparte namens Steag vom Evonik-Konzern wundert mich insbesondere deshalb, weil die beteiligten Kommunen über Ihre Stadtwerke – u. a. Oberhausen, Essen, Dortmund, Bochum, Dinslaken, Duisburg – ins Nukleargeschäft einsteigen. Neben Ingenieurdienstleistungen umfasst dieser Geschäftsbereich die Errichtung der Versorgung von 1.200 russischen Atomreaktoren aus U-Booten und Schiffen, die bei Murmansk unter freiem Himmel gelagert werden, und eine 45%-ige Beteiligung an der Brennelemente-Zwischenlager Ahaus GmbH, wo bis auf weiteres Castor-Behälter gelagert werden.

Russland: Reaktoren unter offenem Himmel

»Einst der Stolz der sowjetischen Marine, heute das schwierige Erbe aus Zeiten des Kalten Krieges. Die Atom-U-Boote der russischen Föderation haben mittlerweile traurige Berühmtheit erlangt. Die außer Dienst genommenen U-Boote liegen seit Jahren in der Sajda-Bucht bei Murmansk, das raue Klima, Eis und Gezeiten setzen ihnen enorm zu. Zudem verursachen die Wartungsarbeiten hohe Kosten. Ein Risiko für die Bevölkerung und die Umwelt, dessen Beseitigung bis vor wenigen Jahren noch in den Sternen stand – erst die gemeinsame Anstrengung der G8-Staaten brachte die Lösung.«

So lautet das Vorwort in einer Broschüre des Evonik-Konzerns zur Product Story Nr. 14 aus 2008. Darin wird stolz geschildert, wie die Evonik-Energiesparte (Steag) für „Hohe Sicherheit im hohen Norden“ sorgt, weil sie sich um 1.200 verbliebene Reaktoren der Sowjetunion kümmert. Ist das ein Geschäftsfeld für deutsche Kommunen?

Kommunalisierung der Verantwortung für die Zwischenlagerung von Atommüll

»Der Bereich Nuclear Technologies erbringt Leistungen zur Planung und Errichtung kerntechnischer Anlagen, wie z.B. die Konzept-, Entwurfs- und Detailplanung, Lieferung und Montage sowie Inbetriebnahme.«

heißt es in einer weiteren Broschüre von Evonik zu Energiesparte. Diese wird da nur knapp in zwei Absätzen dargestellt, wobei betont wird, dass was es insbesondere um Sicherung und Entsorgung gehe. Nicht näher eingegangen wird auf die Info, dass dazu auch eine 45%-ige an der Brennelemente-Zwischenlager Ahaus (GmbH). Das bekannteste Bild im Kopf des in Ahaus betriebenen Transportbehälterlagers sind in Blöcken (Stellplätze) nebeneinander, je zwei übereinander, gelagerte gelbe Tonnen (Castoren oder Castor-Behälter) mit hochradioaktivem Abfall. Ahaus ist für 3.960 Tonnen Kernbrennstoff genehmigt. Ist das ein Geschäft für die Kommunen?

Es gibt viele Risiken und Gründe, die gegen einen Erwerb der Steag sprechen. (siehe auch Beitrag „„Kommunaler Steag-Umbau ist zu riskant“) Die zwischen den Städten abweichenden Beschlussfassungen, von denen ich so höre, enthalten immer noch ein paar Bedinungen für den Kauf, u. a. auch mal die Abtrennung der Atomsparte von Steag. Die Zeilen sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Es wird am Ende nur der Grundsatzbeschluss entscheidend sein, dass generell gekauft wird. Der Rest wird „aus parlamentarischen Gründen“ in dem Konstrukt des Aufsichtsrats der kommunalen Gesellschaft, die formell Eigentümer der Steag-Anteile werden soll, untergehen.

Aktuelle Bericht zum Thema:

Steag-Deal erhitzt weiter die Gemüter“ (WAZ, Michael Weeke, 09.12.2010)

Stadtwerke gehen hohes Risiko bei Steag-Kauf“ (WAZ, David Schraven und Thomas Wels, 08.12.2010)

Offene Fragen zuum Steag-Deal der Stadtwerke“ (RN, Benedikt Reichel, 09.12.2010)

VEB Steag“ (Ruhrbarone, Stefan Laurin, 08.12.2010)

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